Schwarze Orgel (R3 / Orgelsaal 5)

2012, III / P
Konzeption: Gunther Rost und Rodgers Instruments
Realisierung: Rodgers Instruments, Hillsboro/Oregon, USA

Klangbeispiel

Physische und virtuelle Mobilität

Die Orgel besteht aus ca. 50 Modulen, von denen etwa die Hälfte Lautsprecher sind. Sie ist bereits mit einem Bruchteil dieses Equipments einsetzbar. Der Umfang hängt beispielsweise von der Raumgröße, der technischen Ausstattung des Aufführungsortes oder der Programmauswahl ab.

Da diese Orgel im Prinzip aus digitaler Information besteht, genügt elektronische Datenübermittlung, damit sie anderenorts über einen kompatiblen Empfänger hörbar wird. Ein Computer (günstigenfalls wohl mit einem Spieltisch wie vor Ort) genügt bei ausreichender Leistungsfähigkeit, um die Orgel mit den übertragenen Daten spielen zu können. Die Wiedergabe kann per Kopfhörer oder durch beliebig aufwendige Lautsprechersysteme erfolgen.

Neue Aspekte der elektronischen Orgel in Beispielen

Flexibilität des Klanges
Grundsätzlich können sämtliche digitalisierten bzw. digitalisierbaren, natürlichen und künstlichen Klänge in die Orgel eingelesen werden. Sie sind dann über die Klaviaturen und Bedienungsoberflächen des Instruments spielbar. Je nach Programmierung sind sie in beliebig feiner Abstufung steuerbar.

Stimmung/Stimmtonhöhe
Neben einer Anpassung der Stimmtonhöhe (zurzeit mit der Genauigkeit von 0,01 Halbton = 1 Cent), verfügt das Instrument über eine flexible Temperatur (Stimmungsverhältnis der Töne zueinander). Neben jeder individuellen Temperatur sind die gebräuchlichsten historischen Stimmungen (zum Beispiel Werckmeister I-III) als Voreinstellungen abrufbar.

Spieltisch
Der Spieltisch kann der Körpergröße angepasst werden. Auch Tastendruck und Tastentiefgang sind bei elektronischen Instrumenten beliebig variabel. Grundsätzlich ist nun der Spieltisch als Bedienungsoberfläche viel freier gestaltbar, da er nicht mehr an die physische Verbindung zu mechanischen Systemen des Instruments gebunden ist. Dies eröffnet auch hinsichtlich der Nachwuchsförderung völlig neue Perspektiven, da die Konsole zum Beispiel mit der Körpergröße „mitwachsen“ kann.

Register (vorab ausgewählte Klangfarbe)
Jedes Register (ehemals v. a. Metall- oder Holzpfeifenreihen) ist nun veränderbar und nicht mehr – nach einmaliger Intonation – vorgegeben. Jederzeit können Parameter verändert werden, zum Beispiel
/ die Lautstärke
/ der Tonansatz (zum Beispiel plötzlich oder mit langem »fade in«)
/ das Tonende (zum Beispiel mit langem »fade out«)
/ die Tonfarbe (z. B. hell, dunkel)
/ die Tonhöhe (z. B. Vibrato)

Tastenanschlag
Die Klaviaturen sind – wie beim Pianoforte – sensitiv.
Bei der E-Orgel entscheidet der Anschlagsimpuls frei wählbar beispielsweise
/ über die Lautstärke des Tones (zusätzlich zur oben genannten vorgewählten Lautstärke)
/ über verschiedene Parameter des Tonansatzes (beispielsweise weich/hart)
/ über die Anzahl der klingenden Register

Raumunabhängigkeit
Zum ersten Mal in der Geschichte ist eine Orgel von fast beliebiger Größe mobil und vom Raum relativ unabhängig. Beispielsweise können Lautstärke und Raumakustik sowie die Raumposition der Schallereignisse beliebig gewählt werden.

Individualisierung
Das Instrument ist nicht mehr vorgegeben, sondern kann individuell konfiguriert werden. Interpretin und Interpret können also jederzeit über unzählige Parameter des Instruments entscheiden.

Dispositionsbeispiel

Rodgers Instruments, Hillsboro/Oregon, USA

Pédale (auch auf: III, II, I)
Basse 64'
Basse 32'
Bombarde 32'
Principal 16'
Contrebasse 16'
Soubasse 16'
Dulciane 16'
Montre 8'
Flûte 8'
Bourdon 8'
Violoncelle 8'
Octave 4'
Flûte 4'
Octave 2'
Flûte 2'
Fourniture IV
Bombarde 16'
Basson 16'
Trompette 8'
Clairon 4'

Récit (auch auf: III – 16/4, II – 16/8/4, I – 16/8/4, P – 8/4)
Bourdon 16'
Violone 16'
Diapason 8'
Bourdon 8'
Flûte harmonique 8'
Gambe 8'
Voix céleste 8'
Dulciane 4'
Octave 4'
Flûte traversière 4'
Nazard 2 2/3'
Octavin 2'
Tierce 1 3/5'
Piccolo 1'
Plein jeu IV
Cymbale III
Bombarde 16'
Trompette 8'
Hautbois 8'
Voix humaine 8'
Clairon 4'

Positif (auch auf: II – 16/4, III – 16/8/4, I – 16/8/4, P – 8/4)
Violon basse 16'
Montre 8'
Flûte harmonique 8'
Cor de nuit 8'
Salicional 8'
Principal 4'
Flûte d'amour 4'
Nazard 2 2/3'
Doublette 2'
Flûte 2'
Tierce 1 3/5'
Fourniture V
Cymbale IV
Bombarde 16'
Trompette 8'
Clarinette 8'
Clairon 4'

Grand Orgue (auch auf: I – 16/4, III – 16/8/4, II – 16/8/4, P – 8/4)
Montre 16'
Gambe 16'
Bourdon 16'
Montre 8'
Principal 8'
Flûte harmonique 8'
Bourdon 8'
Gambe 8'
Octave 4'
Flûte 4'
Salicional 4'
Quinte 2 2/3'
Doublette 2'
Flûte 2'
Tierce 1 3/5'
Cornet V
Fourniture VII
Cymbale V
Bombarde 16'
Trompette 8'
Clairon 4'

Solo (Floating Division auf: III – 16/8/4, II – 16/8/4, I – 16/8/4, P – 8/4)
Clavecin
Viole céleste II 16'
Violon céleste II 8'
Viole 8'
Flûte 8'
Flûte 4'
Cornet V
Cor anglais 8'
Hautbois 8'
Chamade 16'
Chamade 8'
Trompette 8'
Clairon 4'

Diverse Orchesterstimmen

Spielhilfen

/ Basskoppel
/ Melodiekoppeln
/ Koppeln, Sub- und Superkoppeln, Inverskoppeln (Manualtausch)
/ Diverse Schwellerkoppeln (mehrere Schweller über einen Tritt steuerbar)
/ Schweller für alle Werke
/ diverse Tremulanten
/ Setzeranlage
/ verschiedene Temperaturen
/ alternative Audiokonfigurationen
/ MIDI-In/-Out/-Thru
/ flexibler Wind
/ flexibler Abstand zwischen Pedal und Manual
/ flexibler Pedaleinschub
/ gepolsterte, höhenverstellbare Orgelbank